Tipps für den ersten 200er von der Emberger Alm

Mein erster 200er ist mir 2008 gelungen. Es war auf der Emberger Alm, und es war ein absoluter Hammertag. Allerdings kann ich mich nicht mehr allzu genau an den Tag erinnern, und mittlerweile sind mir schon einige 200er gelungen. Deshalb erzähle ich jetzt lieber, wie ein 200er von der Emberger Alm am einfachsten zu fliegen ist, und welche Hürden - egal ob mental, oder fliegerisch, zu überwinden sind. Wenn du deinen ersten 200er noch vor dir hast, und du ihn auf der Emberger Alm fliegen willst, könnte das genau dein Artikel sein!

Das Gummiband

Das sogenannte "Gummiband" kennt jeder Streckenflieger. Es ist die innere Stimme, die immer lauter wird, je weiter weg man vom Startplatz ist, die einen irgendwann zum umdrehen bewegt. Vermutlich ist das der Hauptgrund, an dem die weiten Flüge scheitern.

Wie wird man also fertig mit dieser inneren Stimme?

In den ersten Jahren meiner Streckenflugerfahrung habe ich mich quasi auf die "Diskussion mit der inneren Stimme" vorbereitet. Praktischer Weise bringt sie immer die gleichen Argumente vor, und macht einem diese Vorbereitung nicht allzu schwer.

Sie argumentiert so ca. so:

"Wenn wir jetzt absaufen sind das 2h Autofahrt" oder

"willst du jetzt einen weiten Talsprung riskieren? - Wenn du umdrehst kannst du sicher heimfliegen und dann in die andere Richtung verlängern" usw.

 

Wenn man dann am Flugtagabend seinen Flug analysiert, wird man erkennen, dass genau diese Argumente am Ende schuld waren, dass es wieder kein 200er geworden ist.

 

Trotzdem ist meiner Meinung nach diese "Diskussion mit der Inneren Stimme", nur bedingt zielführend. Schließlich versucht man sich selbst zu überlisten und kämpft in gewisser Weise mit sich selbst. Das kostet Energie um fördert nicht unbedingt den Spaß am Fliegen. 

Heute überlege ich mir vor dem Flug, welche Wendepunkte sich ausgehen könnten und hoffe während dem Flug darauf sie "besuchen" zu können. Diese Vorfreude bewirkt, dass sich die innere Stimme garnicht mehr destruktiv meldet.

 

Natürlich setzt das voraus, dass die Argumente der "Inneren Stimme" auch wirklich unberechtigt  bzw. übertrieben waren. Erst wenn eine mögliche Außenlandung verschmerzbar wird, und als wichtigen Teil des "Abenteuers Streckenfliegen" akzeptiert wird, lässt sich das Gummiband ablegen.

 

Der typische Emberger Alm 200er

Du startest nicht als erster, aber zwischen 12:00 und 13:00 wäre der Start angebracht. Sobald die ersten Piloten an der Basis sind und losfliegen, hat man gute Chancen ebenfalls ohne große Probleme auch flott die Basis zu erreichen.

Für den ersten Bart nimm dir Zeit den Tag kennen zu lernen.

Ab welcher Höhe wird das Steigen besser?

Gibt es eine Höhe mit einer kleinen Inversion, durch die es mühsam war weiter zu steigen?

Hat der Bart an einer gewissen Höhe stark versetzt?

Dann weißt du in welchem Höhenband du dich aufhalten solltest, und wie an dem Tag gekurbelt/nachzentriert werden muss.

Beim Weiterfliegen achtest du jetzt darauf nicht in die unkomfortable Höhe zu sinken.

 

Die erste erhöhte Aufmerksamkeit, brauchst du dann beim Anflug zur Stromleitung. Jedenfalls dann wenn die Basis an der Kreuzeckgruppe unter 2600m liegt. Befürchtet man bei der Stromleitung tief an zu kommen, lohnt sich eventuell folgender kleiner Umweg/Zwischenstopp:

 

Umweg zur Stromleitung
Umweg zur Stromleitung

Bei der Stromleitung empfehle ich sehr, so lange zu warten, bis über Grad weitergeflogen werden kann. (ca. 2500m). Ab dem Grad hinter der Stromleitung ist die Basis meistens um einige 100m höher. (Nicht umsonst setzt auch der Alptherm genau da die Grenze zwischen Gebiet Drautal/Gailtal und dem Gebiet Mölltal).

Jetzt ist ganz wichtig maximale Basis zu machen. Je höher du jetzt weiterfliegst desto besser. Schließlich ist die Querung 13km lang. Flieg erst weiter, wenn du denkst, dass du tief unten (1000m tiefer) besser kurbeln wirst als jetzt unter der Basis.

3000m ist eine gute Abflughöhe. 2600m (Starrflügler) ist eine riskante Abflughöhe, wo du noch vor dem Zettersfeld kurbeln wirst müssen. Beim Gleitflug suchst du zuerst eine Spur entlang der Wolken. Eventuell kannst du unterwegs noch ein paar Kreise machen.

Ziel ist die Zettersfeld Bergstation:

Anflug Zettersfeld
Anflug Zettersfeld

Von dort lässt es sich meistens nicht direkt an die Basis kurbeln. Wenn der Bart aussetzt geht es oft beim Speichersee weiter:

Speichersee Zettersfeld
Speichersee Zettersfeld

Nach dem mühsamen Höhe-machen am Zettersfeld meldet sich jetzt eventuell die Innere Stimme. "Soll man sich jetzt gleich wieder so einen mühsamen Talsprung ins Pustertal antun?"

Ja du sollst! Denn richtung Matrei gehts nicht weit genug für einen 200er. Selbst wenn sich der 200er an jenem Tag nicht ausgehen sollte, lohnt es sich Erfahrung auf der potentiellen 200er Strecke zu sammeln. Außerdem ist der Talsprung zum Hochstein wesentlich einfacher, als der Sprung zum Zettersfeld!

Eine Abflughöhe von 2800m reicht diesmal locker! Wichtig ist bis ins Pustertal zu fliegen um in einen guten Bart ein zusteigen. Das ist die Stelle die ich zuerst anfliege:

Anflug Hochstein
Anflug Hochstein

Sollte der Punkt doch nicht anziehen, flieg den Grad entlang. Zuerst den Berg hinauf, und wenn die Höhe nicht mehr reicht Richtung Tal. (Würdest du zuerst Richtung Tal fliegen, wärst du danach zu tief um richtung Berg zu suchen).

Hast du jetzt an die Basis gedreht, hast du es geschafft! Du bist zur besten Zeit am besten Ort!

Jetzt kann ein bißchen Gas gegeben werden. Höhenmesser im Auge behalten!

spätestens 500m unter der Basis, wäre es nett wieder auf zu drehen. Sinkst du darunter solltest du dich an einer Thermikstelle einparken und beißen.

 

Die nächste mentale Herausforderung kommt in Innichen. Du bist jetzt ca. 70km vom Start entfernt und ein Talsprung steht an. Du bist schon über 2h unterwegs. Ein 200er würde sich schon ausgehen, wenn man am Abend noch 30km Richtung Osten verlängert.

Vergiss den Gedanken, mit dem Verlängern um 30km. Das wird mental und flugtechnisch viel schwieriger, als jetzt zur besten Zeit am besten Ort!

Wenn du jetzt umdrehst, kannst du den 200er höchst wahrscheinlich vergessen! 

Und das gleiche gilt auch für die 2. Querung übers Antholztal!

 

Innichen - Bruneck
Innichen - Bruneck

Bist du nun in Bruneck angekommen, hast du den 200er schon ganz gut vorbereitet. Jetzt kommt es auf die Zeit an, ob du umdrehen solltest. Bedenke, dass du schneller am Rückweg als am Hinweg sein wirst, weil du zu besserer Thermikzeit fliegst, und du bis zum Boden abgleiten kannst. 15:15 ist eine ziemlich vernüftige Umkehrzeit bei normalen Bedingungen..

Am Rückweg gibt es in Lienz wieder die Schlüsselstelle. (Natürlich kann man auch das Lesachtal zurückfliegen. Das sollte man sich aber wegen der schlechten Außenlandesituation gut überlegen)

Vermutlich kann man am Hochstein sehr hoch (>3000m) aufdrehen. Dann bringt es nichts, wieder übers Zettersfeld zurück zu fliegen. Oft ist auch die Basis am Zettersfeld tiefer als am Hochstein.

Also direkt aufs Kreuzeck. Da wird es jetzt spannend, weil es leicht passiert, dass man in den Talwind sinkt.

Für den Fall, dass du am Kreuzeck nicht aufdrehen kannst, flieg möglichst talwindgeschützten Bereich Richtung Stromleitung:

Heimflug Stromleitung
Heimflug Stromleitung

Westlich vom Kärntner Tor geht es darum zumindest ein paar Meter zu machen, um über den Talvorsprung zu kommen. Die Beste Chance der Kreuzeckgruppe wieder an die Basis zu kommen, ist bei den Stromleitungen, wo man sich halb talwindsoarend, halb kurbelnd dem Gelände entlangarbeiten muss.

Hast du es geschafft, bist du quasi daheim! Aber bist du erstmal an der Basis, kannst du auch gleich über eine Verlängerung zum Goldeck nachdenken. Je nachdem wie spät es jetzt ist, und ob du nach den Strapazen noch ein weiteres mal bereit bist, den Gleitwinkelbereich zu verlassen. (Das ist Abends nämlich die größere Überwindung, als die Wende im Pustertal später zu setzen)

Wenn du auf der Radelberger Alm noch hoch bist (über 2500m), stehen die Chancen ziemlich gut, dass du auch auf der Goldeckseite nochmal aufdrehen kannst. Das Goldeck ist ein super spätabend Thermikpunkt!

Der letzte Tipp gilt dem Endanflug vom Goldeck nach Hause:

Flieg wieder dem Kreuzeck entlang (und nicht auf der Weißenseeseite). Die Keuzeckseite trägt meistend auch tief unten noch recht gut, und du kannst km weit auf ca1200m entlang fliegen, sodass das erhöhte Sinken zwischen Goldeck und Kreuzeck, wieder gut aufgeholt werden kann.

Viel Spass wünsche ich dir!

Hier noch ein typischer 200er von mir, bei dem ich nicht ganz heim gekommen bin, weil ich den Endanflug auf der falschen Talseite probiert habe. 

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