Am 5.7.2015 ist mir ein (für mich) besonderer Flug gelungen. Noch nie zuvor habe ich mich so weit vom Startplatz entfernt. Noch nie habe ich den Heimflug zeitlich so knapp kalkuliert. Und noch nie war ich dabei so gelassen. Was war an diesem Tag anders?
Die Vorgeschichte
Den Grundstein zu diesem Flug habe ich 4 Tage vorher legen können. Am 1.7.2015 war ich auch unterwegs. Der Tag hat etwas schlechter angefangen und die Basis war tiefer. Ich wollte eine möglichst direkte Linie nach Obertauern fliegen, und habe den Weg über Liezen ausgelassen. Die Niederen Tauern waren aber mehr oder weniger Neuland. Trotzdem hat alles reibungslos funktioniert. Auch auf den letzten Metern habe ich mich (fast) bis nach Hause kämpfen können.
Bei dem Flug sind mir einige Dinge klar geworden:
- Es ist nicht so wichtig, dass man das Gelände rund um den Wendepunkt kennt - es ist nur wichtig, dass man weiß wie man heim fliegt. Um 15:30 kann man an einem guten Tag nicht absaufen. Nach 18:00 aber schon!
- Die Niederen Tauern sind voll mit erreichbaren Abrisskanten. Die Berge sind schroff, aber so niedrig, dass man immer über einer Abrisskante ankommt.
Das 2. Ereignis, an diesem Tag, war Kotis Flug, den ich natürlich sofort unter die Lupe genommen hatte. Speziell nachdem sich abgezeichnet hat, dass der Sonntag eine Möglichkeit zur Nachahmung bieten könnte.
Besonders gut hat mir gefallen, dass Hin- und Rückflug nicht die gleiche Spur waren. (Das hat für mich einen ganz besonderen Mehrwert.) Und die 2. Sache war, dass die Talquerung über Wagrain kürzer (und somit weniger riskant) ist, als würde man schon früher (z.B. bei Radstadt) in die Tauern queren.
Also mit xcplanner ausgemessen, und innerlich abgespeichert. Danke Koti!
geplant - getan
Und dann war er da der besagte Sonntag. Am Startplatz war ich noch sehr skeptisch. Irgendwie sieht man vom Schießlingstartplatz das Wolkenbild nicht ordentlich. Irgendwie hat es mich garnicht nervös gemacht, dass die Segler in Turnau schon seit einer Stunde einen nach dem anderen raufschleppen...
Um 11:30 habe ich mich dann schließlich doch noch in die Luft "bequemt". Und schon war der Schalter umgelegt. Siehe da, alles voller Wolken. Es geht viel besser als am Mittwoch! Mir ist glasklar dass ich den "Koti-Flug" in Angriff nehmen werde!
Allerdings wird es im Liesingtal trockener - so war es auch vorhergesagt - weniger Wolken im Westen.
13:23: Am Dürrenschöberl angekommen. Gute Zeit. Das Ennstal sieht von weitem ein bißchen diesig aus. Hätte ich vielleicht doch lieber die Tauern nehmen sollen? Ich denke mir "Egal, es geht so schön dahin - bestimmt sieht das so aus, weil einfach ein heißer Tag ansteht. Das ist es nicht mehr so klar wie im Mai" Und genauso war es.
13:30: Am Obersaler denke ich mir - möglichst keine Umwege. Vorm Grimming muss ich sowieso aufdrehen, mit meiner Höhe geht sich das aus - ich fliege gleich den Jungfrauensturz an, wo ich früher schon aufgedreht habe.
13:46: Das war er schon mein erster grober Fehler der Jungfrauensturz geht nicht gscheit. Jeder der sich auskennt weiß, dass man eine Rippe weiter Nördlich am Hechlstein das richtige Steigen findet. Hätte ich mir vielleicht schon vorher anschauen können, wo ein Koti, oder ein Herbert Novak ihre Spur legen! Da ich mit 2500m weiterfliege, schleppe ich den Fehler bis zum Dachstein mit. Denn wer tief ist, muss auch schwache Bärte nehmen.
15:15 ich bin jetzt fast schon 150km weg vom Start. Wenn ich jetzt in die Tauern quere trete ich um 15:30 den Heimweg an. Ich rechne schon den ganzen Flug an meiner Reisegeschwindigkeit.
Ich bin ca. bei 40km/h. Nicht so schlecht für meine Verhältnisse. Der Heimflug geht normaler Weise noch ein bißchen flotter. 160km, 40km/h, 4h -> 19:30 Landung. Da ich nur bei 150km stehe habe ich sogar 10km "Vorsprung". 10km, 40km/h -> 15min.
16:30 das war wohl zuviel des guten. Ich wollte weite Gleitstrecken machen. So muss ich weniger Bärte zentrieren, und finde schneller die Abrissstelle weil ich schon näher an der Bergkante bin. So die Theorie, leider muss ich herumsuchen, weil die vermeintliche Abrissstelle, keine echte Abrissstelle war. Das waren jetzt schonmal 10min von meinem "Vorsprung"
17:30 Die Wolke am Gößeck habe ich schon gesehen, aber trotzdem habe ich beschlossen direkt meine Standardroute an zu fliegen. Schließlich hat die früher, aus dem Liesingtal kommend auch funktioniert.
18:13 Tja das war ein großer Fehler - nach viel Bastelei bin ich am Fuße des Göseck, wo ich schon vor 30min hätte sein sollen. Aber es geht sich alles aus. 35km bis nach Hause. Das heißt noch 1 Bart oder eine sehr gute Spur.
Lessons Learned
Wie schon oberhalb beschrieben, gibt es viele Fehler aus denen ich lernen kann!
- Am Start fokusiert sein und bereit zum Starten sein, wenn es "geht".
- Abkürzen und weite Gleitstrecken (Liegenlassen von Aufwinden) zahlt sich nur aus, solange die angeflogene Stelle wirklich gut steigt. Wolfgang ist bei seinem Flug von 12:30 bis 12:45 recht tief unterwegs gewesen, weil er scheinbar wusste, dass ihn am Blaseneck ein 4m Bart nach oben katapultieren wird. (siehe Flug um 12:45)
- Meine Planung - obwohl viel schärfer als früher - war eigentlich immer noch sehr konservativ - denn trotz solcher grober Fehler bin ich immer noch recht locker heimgekommen! Ich werde in Zukunft nicht mehr auf den Landeplatz "zielen" sondern auf den letzten Bart. Es geht schließlich darum wann ich mit Thermikende rechne. (Für den Endanflug brauche ich keine Thermik mehr)
- "Beeilen" hilft mir nicht sondern führt zu Baustellen. Gute Bärte bevorzugen und halbwegs Sollfahrt fliegen heißt mein Rezept. Siehe dazu auch meine Überlegungen zur Reisegeschwindigkeit
- Was an dem Flugtag anders war, war mein Selbstbewußtsein. Es hat mich unglaublich beflügelt, dass ich ein paar Tage davor auch schon erfolgreich unterwegs war. Ich will in Zukunft vor einem Flugtag einen erlebten erfolgreichen Flug geistig Nachfliegen, um auch nach einer längeren Pause ein ähnliches Gefühl zu haben. Dafür hilft mir auch dieser Blog..
Mein Plan für den nächsten Hammertag am Schießling
Nach der langen Einleitung ist das Verbesserungspotential schnell ersichtlich.
1h früher Starten, die offensichtlichen Fehler vermeiden und die Abendthermik noch besser Ausnutzen, sollten mir ca. 2h effektive Flugzeit bringen.
Das heißt 380km sind an so einem Hammertag sind durchaus realistisch für mich!
Ich würde dann erst nach 180-190km bei Zell am See umdrehen. Koti hat das während meinem schönen Flug sogar vom Schöckl gemacht. Siehe Flug
Der Zeitplan wäre dann so:
- um 18:30 am Gößeck die Heimflugprozedur starten. (Vorausgesetzt MTMA Zeltweg lässt das zu..)
- dafür muss ich um 15:15 in Zell am See wenden. Das wären dann 48km/h Schnitt zwischen 15:15 und 18:30. (Von Obertauern bis zum Liesingtal ist sich vor meiner Baustelle auch 48km/h Schnitt ausgegangen)
- um, um 15:15 in Zell am See zu sein, muss ich um 10:30 starten und habe dann 4:45 für 180-190km. Das wäre ein Schnitt von 38-40km/h. Das ist für den frühen Hinflug ohne Fehler auch realistisch.
Ich bin schon gespannt wie die Realität aussehen wird! :-)
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